26. Juni 2021
KUSCHELFARM, KROSTITZ„Corvus Corax“ ist eine seit Mitte der 1980er Jahre bestehende Gruppe von Spielleuten, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in Mexiko, Amerika, Skandinavien sowie vielen weiteren Teilen der allzu runden Erdenkugel Bekanntheit erlangten. Ihre derzeitig reduzierte Konzertreise brachte sie nun auch auf die „Kuschelfarm“ in Krostitz.
Die „Kuschelfarm“ im Ortsteil Hohenossig bei Krostitz ist ein Gnadenhof, der älteren und kranken Tieren ein Obdach bietet. Jenes Gehöft verfügt über eine geräumige Scheune, welche seit kürzerer Zeit als Konzertveranstaltungsort genutzt wird.
Bereits die Anreise gestaltete sich abenteuerlich, war doch der vorgelagerte Betriebshof, der als Parkplatz fungierte, nur mit dem Navi auffindbar. Vom Auto zum eigentlichen Veranstaltungsort führte ein eher unscheinbarer Weg. Doch als das Holzschild mit dem Schriftzug „Kuschelfarm“ zu sehen war, wussten wir, dass wir am richtigen Ort angekommen waren. Wir wurden warmherzig und freundlich am Einlass empfangen und auch für das leibliche Wohl wurde gesorgt. Hervorzuheben sind die selbstgemachten Crêpes, die Limonaden aus eigener Herstellung und die Lockerheit der Helfenden. Frisch gestärkt und in Begleitung des Geschnatters von Gänsen und dem Duft der Pferdewiese ging es zur Scheune. Dort standen bereits die Instrumentenkisten von „Corvus Corax“, den „Königen der Spielleute“ bereit.
Bereits nach dem ersten Lied gab Castus Rabensang bekannt, dass der sommerliche Konzertabend eine Reise durch über 2000 Jahre Musikgeschichte und somit ein Best-of-Set der Band werden sollte. Die großen Pauken und Kessel wurden im heimischen Proberaum gelassen, dafür reisten die Spielleute mit Sackpfeifen, Schalmeien, Hörnern, kleinen Pauken und anderem Schlagwerk an. Sie gaben Lieder wie „Chou Chou Sheng“, „Sverker“, „Mille Anni Passi Sunt“, „Itenka“ und „Urmawi“ mit gewohnter Spielfreude zum Besten. Die derben und doppeldeutigen Ansagen, wie sie bei jedem Mittelaltermarkt auf den Burgen und Schlössern des Landes zu hören sind, durften nicht fehlen. Und trotz der Hygienevorgaben und dem hauptsächlich auf mit Abstand platzierten Bierbänken sitzendem Publikum kam eine ausgelassene Stimmung auf. Alle klatschten energisch mit, huldigten Soli und besonders beliebte Stücke mit lauten Freudenrufen. Und es wurde mitgesungen. So zum Beispiel beim mächtigen und treibenden „Venus Vina Musica“, beim süffigen „Herr Wirt“ und ebenso beim „La la la la la la“-Refrain von „In Taberna“. Neben bekanntem Material wurden neue Stücke gespielt. Wie das bisher unveröffentlichte „In Taberna Secundus“ oder die beiden Stücke „Die Veitztänzer von Corvus Corax“ und „Hymnus des Roten Todes“ vom zuletzt erschienenen Album „Die Maske des Roten Todes“. Auch „Cheiron“, die Hymne an den Gott der Centauren, durfte in diesem ländlichen Ambiente nicht fehlen.
Obwohl „Corvus Corax“ in einer leicht dezimierten Besetzung – Castus, Norri, Hatz, Victor und Xandru – aufspielten, hatte ihre Musik Druck und Kraft wie immer. Es war ein rundum gelungener Abend, bei dem viel Freude aufkam und das Publikum dankte es den Spielmännern mit schallendem Applaus.
So nahe und intim wird man diese Herren nicht so schnell wiedersehen, da sie demnächst wieder in die Weiten der Welt reisen werden, um ihr jahrtausendealtes Liedgut darzubieten. Uns wird dieser Konzertabend auf jeden Fall im Gedächtnis bleiben, war es doch der erste Konzertbesuch seit langer Pause. Und dies auch noch in einem besonderen Ambiente.