Dark Spring Festival 2010

19. März 2010

BERLIN, SO36

Der mittlerweile zum Kult gewordenen Club „SO36“ hat eine lange und ereignisreiche Geschichte hinter sich. Die Halle in Berlin-Kreuzberg wurde schon 1861 als Lokal eröffnet. Später diente das Gebäude unter anderem als Kino, Atelier und sogar Supermarkt. Seit Ende der 70er Jahre wird das SO36 mit Unterbrechungen nun für diverse Konzertveranstaltungen genutzt. In dieser langen Zeit kam es zur Schließung durch das Bauamt, zu einer Besetzung, Räumung durch die Polizei und diversen Straßenschlachten auf der Oranienstraße. 1990 fand eine Renovierung statt. Seit dieser Zeit wird der Club unter der Trägerschaft des Sub Opus 36 e. V. betrieben. Mittlerweile dürften Tausende Bands das „SO36“ bespielt haben.

Am 19. März 2010 kamen im Rahmen des Dark Spring Festivals, welches ganz im Zeichen dunkler, gitarrenorientierter Musik stand, vier weitere Gruppen aus England, Österreich und Deutschland hinzu. Zwei mit sechs Saiten bespannte Instrumente pro Auftritt waren „Pflicht“. Sicherlich hätten sich die an diesem Abend auftretenden Musiker über einige Besucher mehr nicht beklagt. Dessen ungeachtet war die Stimmung durchgehend sehr gut. Darüber hinaus empfanden es wohl die meisten Gäste als angenehm, nicht wie Sardinen in der Büchse gedrängt stehen zu müssen, sondern sich der zumeist rockig-melancholischen Musik „entspannt“ hingeben zu können.

Eröffnet wurde der internationale Abend von der noch weitgehend unbekannten Formation „Pretentious, Moi?“. Als erste Band hat man es ja bekanntlich schwer. „Pretentious, Moi?“ konnte sich aber über mangelnde Aufmerksamkeit nicht beschweren. Die Londoner Musiker, welche traditionellen britischen Gothic-Rock darboten, hatten bei ihrem ersten Auftritt auf deutschem Boden sichtlich Spaß und positiven Zuspruch vom Auditorium.

Musikalisch etwas ruhiger wurde es, als „Golden Apes“ ihr bereits sechstes Studioalbum „Deyning the Towers our Words are falling from…“ live vorstellten. Nicht so allerdings vor der Bühne. Vor dieser versammelten sich nun zahlreiche Fans und Interessierte. Erwartungsgemäß: hatten die aus Berlin stammenden „Golden Apes“ doch ein Heimspiel. Von anfänglichen soundtechnischen Problemen ließ man sich nicht aus dem Konzept bringen. Mit den Worten besinnlich, melancholisch, traurig und hypnotisch mit einigen wütenden Ausbrüchen könnte der Auftritt wohl am besten umschrieben werden.

„Vendemmian“, die dritte Band des Abends, entstand schon 1992. Über ein Jahrzehnt war man aber nicht aktiv. Erst vor zwei Jahren gab es wieder ein Lebenszeichen in Form eines neuen Albums und einigen europaweiten Konzerten. Umso mehr fieberte sicherlich der eine oder andere diesem Auftritt entgegen. Mit einer sowohl kraftvollen als auch melancholischen Mischung aus ursprünglichem Goth-Rock und Post-Punk und Ohrwürmern wie „All is lost (All is gone)“ oder „Standing“ begeisterten die beiden Musiker die Zuhörer. Hin und wieder mit einem verschmitzten Lächeln und einer eindringlichen Stimme gewann Sänger und Gitarrist weitere Sympathien für sich.

„Whispers in the shadow“ sorgten anschließend für einen überaus gelungenen Abschluss des Dark Spring Festivals. Gestenreich und energiegeladen stand der charismatische Frontmann Ashley Dayour im Mittelpunkt. Ebenfalls wie schon „Golden Apes“ waren auch „Whispers in the shadow“ mit einer neuen Veröffentlichung am Start. Aus dem mittlerweile siebten Album „The Eternal Arcane“ wurden vier Stücke vorgestellt. Natürlich durften auch ältere Songs nicht fehlen. Die Wiener Band wandelte zwischen bittersüßer Melancholie und rockiger Aggressivität. Zwischen zarten Melodien und harten Gitarrenriffs. Epische Stücke mit düsterer Atmosphäre trafen auf klassischen Goth-Rock zum Kopfnicken. Wer nach den zwei Zugaben „First we take Manhatten“ (einer Leonard Cohen Coverversion) und „A Song for the Radio“ noch Lust zum Tanzen hatte, sollte von einigen DJs mit ausreichend Post Punk, New Wave, Goth Rock und Indie versorgt werden.

Wie ich in einigen Gesprächen mit Gästen erfahren durfte, wurde aber leider für einige die an und für sich recht gute Stimmung durch das rücksichtslose Verhalten diverser Raucher im Saal – welches doch eigentlich der Vergangenheit angehören sollte – etwas getrübt.

Fotos: Marcus Rietzsch

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