Faith and the muse – : shoumei :

Nachdem ich die DVD mit dem Titel „:shoumei:“ (jap.: Erleuchtung, Beweis) erhalten habe, wollte ich ursprünglich nur einmal kurz „hineinschauen“, um meine anfängliche Neugier zu befriedigen. Aus diesem Plan wurde nichts. „Faith and the muse“ beformten Lied um Lied. Die Fernbedienung blieb unangetastet. Und schnell entwickelte sich ein Gefühl des Bedauerns, „Faith and the muse“ auf der zurückliegenden Tournee nicht live erlebt zu haben. Aber glücklicherweise kann der vorliegende Konzertmitschnitt vom 8. Mai 2010 diesen Umstand ein wenig abmindern.

„Faith and the muse“ können nur schwer beschrieben bzw. eingeordnet werden. Spiegeln sich in ihren Stücken doch die verschiedensten Einflüsse wider. Es werden kulturelle Grenzen überschritten. Eine feste Orientierung an musikalischen Genres und Vorgaben findet nicht statt. Sicherlich hat die Band ihre Wurzeln im Gothic-Rock und Post-Punk. Durch die Verschmelzung mit unterschiedlichen Stilen und Ansätzen – auf dem zurückliegenden Album mit fernöstlichen Klängen – entsteht jedoch eine neue, unverkennbare und einzigartige Mischung. Sowohl visuell als auch musikalisch bildet das aktuelle Album mit seinem fernöstlichen Flair die Basis des aufgezeichneten Auftritts in Houston.

Zwei aufwändig zurechtgemachte Butoh-Tänzerinnen ziehen die Blicke auf sich, um einen sofort in diese teils fremde Welt zu entführen. „Ankoku Butoh“ (auch Titel des letzten Albums) bedeutet so viel wie „Tanz der Finsternis“. Es handelt sich dabei um eine Art japanisches Tanztheater ohne feste Form, entstand Anfang der 1960er-Jahre und hat seien Wurzeln im deutschen Ausdruckstanz. Es verstand sich als ein Gegenpol zur Amerikanisierung der japanischen Kultur. Aber auch Sängerin Monica Richards steht den beiden Tänzerinnen optisch in nichts nach. Sie umgibt eine Art unantastbare Aura. Die drei im Mittelpunkt stehenden Damen werden von sechs Musikern „unterstützt“. Aus Violine, Cello, Gitarren, Bass, Schlagzeug, Taiko und Percussions entsteht eine einmalige Mischung, derer man sich nur schwerlich entziehen mag. Insbesondere die kraftvolle wie hypnotische Rhythmik der Taiko-Trommeln zieht den Hörer in ihren Bann. Hervorzuheben ist hierbei das faszinierende „Bushido“, bei welchem gleich fünf Musiker die Trommelstocke „schwingen“. Ebenso beeindruckend ist das Geigenspiel von Paul Mercer, der mit einem ausgiebigen Solo, welches ein wenig an osteuropäische Geigenvirtuosen erinnert, vertreten ist. Rockig treibende Gitarren, sanft verträumte Violinen-Cello-Klänge und orchestralen Momente wechseln sich ab oder verschmelzen zu einer unnachahmlichen Einheit.

Die Tonqualität ist erstklassig. Ein Wehrmutstropfen ist trotzdem vorhanden: Als störend empfand ich persönlich Mehrfachüberblendungen und die typisch modernen schnellen bzw. hektischen Bildwechsel, welche erfreulicherweise nicht bei allen Stücken vorhanden sind. Den Gesamteindruck kann dies aber nur schwerlich stören: „:shoumei: – An evening with Faith and the muse“ ist ein intensives, visuell wie musikalisch herausragendes Erlebnis.

17 Titel, 120 Minuten
Extras: Sovereign (Video), Tourfilm, Tourtrailer, Personal, Rehearsal Files, Liveimpression vom Wave Gotik Treffen (Bushido)

www.mercyground.com
www.myspace.com/faithandthemuse

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