Rein juristisch betrachtet trifft die Letzte Instanz in der Gerichtsbarkeit ein feststehendes Urteil. Durchaus unbescheiden hat sich die Band genau diesen Namen gewählt: Letzte Instanz – nach ihnen kommt nichts mehr. Nun gut, es gibt viele begeisterte Zuhörer, die das auch so sehen. Hervorzuheben ist, dass hier ein Großteil der Töne „handgemacht“ ist. Kein Computer rekapituliert endlos abgespeicherte Dateien. Eine Besonderheit der Band ist die Mischung aus Schlagzeug, Bass, Gitarren und zwei Streichinstrumenten – Cello und Geige – die mal klassisch, mal progressiv eingesetzt werden.
Vor 14 Jahren fanden sich die Gründungsmitglieder in Dresden zusammen und das erste Album nannte sich „Brachialromantik“. Hier präsentierten sie eine Vielfalt verschiedenster Stile. Sozusagen eine kunterbunte schwarze Rockband. In den letzten Jahren hat die Band ihren Stil verfeinert und setzten schon mit dem 2009 erschienenen Album „Schuldig“ weitestgehend auf melodischen und dynamischen Rock. Das Album „Heilig“ ist stilistisch und textlich eine Fortschreibung, der zweite Teil einer Trilogie. Sänger Holly Loose hat sehr persönliche und gefühlsstarke Texte geschrieben. Sie könnten durchaus autobiographisch sein. Die leidenschaftlich vorgetragenen Worte gehen sehr unter die Haut. Themen wie Rettung, Versuchung, Verführung, Spiritualität, Religion und Tod sind sicher schwierig und nicht so leicht zu verstehen und doch eine Wohltat gegenüber so manch sexistisch-blöden Texten, die einem momentan von einigen anderen „Musikern“ entgegengeschrieen werden. Die Töne der Letzten Instanz sind sowohl etwas für Kopf und Bauch als auch für die Beine. Die Hörer sollen zum Mitmachen, Nachdenken, Lachen und Weinen angeregt werden. Und „Heilig“ hat mit ganz viel Liebe zu tun. Liebe ist ein Weg, sein Leben sinnvoll und so edel zu gestalten. Ein Leben, welches man im übertragenen Sinn dann auch ein heiliges nennen kann – ein Leben in Güte und Liebe. „Heilig“ – ganz außergewöhnliche, ehrliche Texte, romantisch oder rockig instrumentalisiert. Traurig und temperamentvoll. Und man bleibt ein wenig ratlos zurück – wie lebt man selbst? Welchem Blendwerk sitzt man auf? Was zählt wirklich?
Letzte-Instanz-Fans brauche ich hier wohl kaum überreden. Aber allen, die Rock (ohne eintöniges Gitarrengeschrammel) mit intelligenten deutschen Texten mögen, sei das Album „Heilig“ ans Herz gelegt.
Weitere Infos rund um „Heilig“:
Produziert: Henning Verlage (sonst bei der Band Unheilig an den Keyboards)
Aufgenommen und gemischt: Vincent Sorg (Die Toten Hosen, In Extremo, u.a.)
Cover-Artwork: Comic-Zeichner Ingo Römling hat Sänger Holly als Gegenspieler der Unschuld porträtiert. Das Artwork des Vorgängeralbums – zu sehen ist hier ein schwarzer Unschuldsengel – wurde mehrfach zum Cover des Jahres 2009 gekürt.
Neubesetzung am Schlagzeug: David Pätsch (früher bei Subway To Sally und später Blue Man Group)
www.letzte-instanz.de
www.myspace.com/letzteinstanz