Grafiker, Zeichner, Fotograf und Europäer. 1962 in Sindelfingen geboren. Vater aus Italien, Mutter aus Deutschland, seine Gattin aus Holland – so scheint Europa zu funktionieren.
Nach dem Abitur nahm Giovanni Perna ein Grafik-Design-Studium auf. Als Mitbesitzer einer Agentur arbeitet er auch heute noch in diesem Bereich. Er schreibt Artikel für das Orkus Magazin, gestaltet T-Shirts, malt oder zeichnet ab und zu. „Allerdings ist das Zeichnen und das Illustrieren im Allgemeinen in den letzten Jahren immer weiter zugunsten der Fotografie in den Hintergrund getreten“. Ständiger Kontakt zu anderen guten Fotografen während seiner beruflichen Tätigkeit beförderte sein Talent.
Eine Ausstellung unter dem Namen „Totenstill“ präsentierte im Rahmen des Wave-Gotik-Treffens zu Pfingsten 2014 in Leipzig Bilder von Friedhöfen – Skulpturen, Grabdenkmale, Kompositionen. Der Betrachter von Giovanni Pernas Bildern wird schnell feststellen, dass die Realität keine Rolle spielt. Der Künstler möchte nicht dokumentieren, sondern Stimmungen und Atmosphären aufbauen. Oftmals erinnern die monochromen Werke an die romantisch-gruseligen Filme der Stummfilmzeit. Geisterhafte Gestalten, düstere Vogelschwärme, bedrohliche Wolken ergänzen Kreuze, steinerne Engel, Mausoleen. Es müssen jedoch nicht ausschließlich solche Motive sein, die für Giovanni Perna reizvoll sind. Bilder, welche die Wirkung der Zeit in irgendeiner Weise darstellen, bewegen ihn. „Alte Häuser, geschlossene oder aufgegebene Orte und Plätze, Verfall im Allgemeinen sind Motive, die ich schon immer fotografiert habe.“ So beschreitet er bei der Suche nach Motive auch für ihn neue Wege: Landschaften, Burgen, Ruinen. Sein größter Wunsch: „Einen ganzen Tag mit professionellen Equipment, angefangen vom Licht bis hin zur Nebelmaschine auf einem der großen Friedhöfe Europas (London oder Prag), das wäre wunderbar.“ Andere Träume – wie die Erstellung des Artworks für eine Doom-Metal-Band, einen Comic zeichnen, Miltons Paradise Lost illustrieren – klingen ebenso interessant. Außerdem würde er gerne Menschen in seine Bilder integrieren, was ja durchaus machbar zu sein scheint. Derzeit arbeitet der Fotograf gemeinsam mit seiner Frau aber erst einmal an einem Buch, worin er seine Arbeiten der letzten Jahre zusammenfassen und darstellen möchte.
Was macht eine gute Fotografie aus? Für Giovanni Perna stehen die klassischen Kriterien der Fotografie keinesfalls im Vordergrund. Auch der technische Aspekt der Fotografie interessiert ihn nicht. „Ein Foto muss eine Stimmung übertragen, von der ich als Betrachter fasziniert bin, die ich so vielleicht noch nie gesehen habe und die mich in einer Weise berührt, die weit über die Wirkung des Dargestellten hinaus geht.“ Und um diese zu erreichen, sind ihm alle Mittel recht.
Wer Giovanni Pernas Bilder betrachtet, wird nicht verwundert sein, dass die Werke von Simon Marsden zu seinen Inspirationen zählen. Ungewöhnlich dürfte hingegen der Name Gregory Crewdson sein. Neben diesen beiden Fotografen haben Giovanni Perna auch Maler wie Caspar David Friedrich, Arnold Böcklin, Carlos Schwabe, Ernst Oehme und Edward Burne-Jones beeinflusst. Anregung geben auch Filme mit Boris Karloff oder Vincent Price, Aliens, Herr der Ringe, Blade Runner und fast alle Filme von Tim Burton. Eine andere Quelle, um die Phantasie anzuregen sind Bücher. Beispielsweise von John Milton, E.T.A. Hoffmann, Ann Radcliffe, Algernon Blackwood, Neil Gaiman und Cormac McCarthy. Außerdem entwirft Musik (beispielsweise von Nick Cave) die richtige Atmosphäre. Ferner sorgen das Internet und Comics immer wieder für neuen Einfluss. „Ich muss meinem Hirn immer eine Menge Nahrung zuführen, dass wirkt inspirierend. Entscheidend ist, dass es viel ist. Singuläre Einflüsse haben keine so starke Wirkung auf mich.“
Die Frage, ob die digitale Technik eher Fluch oder Segen sei, beantwortet der Fotokünstler eindeutig: „Natürlich ein absoluter Segen. Es gäbe kein totenstill, wenn die Fotografie immer noch analog wäre. Erst die digitale Technik macht es möglich, die Fotografie näher an die Illustration zu führen.“
Giovanni Perna – ein Künstler aus Leidenschaft.
Lieber Giovanni,
habe vor ein paar Tagen Photos von Dir während unserer Studienzeit in Pforzheim gefunden und Deinen Namen gegoogelt.
Wunderschön sind Deine Photos von den Friedhofsstimmungen . Da hast Du eine sensible Bildersprache gefunden mit der Du etwas ausdrücken kannst.
Falls Dich diese mail erreichen sollte, ich würde mich freuen von Dir zu hören. Dann zeige ich Dir die „alten“ Photos mal.
Ganz liebe und herzliche Grüße
Petra Weingärtner-Arnold
Schmuckdesignerin