Ivar Bjørnson (Enslaved) und Einar Selvik (Wardruna) haben sich erneut zusammengetan, um die Weite und die Traditionen Norwegens ins heimische Wohnzimmer zu holen. Bei ihrem zweiten Streich, „Hugsjá“, gelingt ihnen das noch eindrücklicher. Das Cover deutet bereits an, wohin die Reise geht: Es zeigt die beiden Musiker in einem hölzernen Langschiff – der Art von Schiff, mit der bereits die Wikinger zu ihren Fahrten aufbrachen – wie sie auf spiegelglatter, weiter See in die Ferne schauen.
Bereits der Vorgänger „Skuggsjá“ sorgte weit über Metalkreise hinaus für Aufsehen. Die harmonische Verschmelzung von Metalriffs, alten nordischen Instrumenten und Gesang hob Folk-Metal auf ein neues Level. Diesen Weg setzen die beiden Künstler auf „Hugsjá“ konsequent fort. Getreu dem Albumtitel, der übersetzt etwa „Innensicht“ bedeutet, geht es auf dem neuen Album gemächlicher, träumerischer zu. Die Metaleinflüsse sind fast gänzlich verschwunden und haben Raum für noch mehr atmosphärische Arrangements gelassen. Dabei ist die Innensicht, die Vision, nicht nur Thema der Texte, sondern auch Programm: Wer die Songs hört, fühlt sich unweigerlich nach Skandinavien versetzt, sieht raue Klippen, weites Meer und endloses Grün vor seinem inneren Augen vorüberziehen.
„Skuggsjá folgte von Anfang an einer sehr speziellen Idee, aber bei Hugsjá haben wir uns mehr kreativen Freiraum genommen“, fasst Einar Selvik seine Sicht auf das Album zusammen. Die Künstler haben intensiv in Museen recherchiert und sich mit Fachleuten getroffen, um ihre von den Traditionen und Geschichten der norwegischen Küste inspirierte Musik zu erschaffen. Das Ergebnis wird Folkfans aller Sparten beeindrucken. Songs wie „Nytt Land“ oder das namensgebende „Hugsjá“ sind vordergründig eher leise, entwickeln aber doch eine ganz eigene Kraft. Die Epik, die wie nebenbei entsteht, dürfte so manche Metalband vor Neid erblassen lassen. Ivar Bjørnson kommentiert: „Während des Entstehungsprozesses haben wir, glaube ich, ein ganz neues Genre erschaffen und auch einen völlig neuen Ansatz von Kunst, die historische Wurzeln aufgreift.“
„Hugsja“ ist zweifellos bereits jetzt ein Meilenstein des Nordic-Folk. Die zwei Musiker erreichen die Art von Intensität, indem sie überlieferte und zeitgenössische norwegische Texte verwenden, die sowohl von modernen als auch von traditionellen norwegischen Instrumenten und Melodien begleitet werden. Zu hören sind unter anderem Leier, Harfe, Horn, Geige und Flöten, aber auch E-Gitarren, ein Schlagzeug und Effekte. Bei den Songs „Ni Mødre av Sol“ und „Um Heilage Fjell“ unterstützt außerdem ein gemischter Chor die Atmosphäre.
Das Album eignet sich auch prima als Soundtrack zu Rollenspielen, zur Untermalung von Reisen oder als Appetithäppchen für den nächsten Urlaub – der, wenn man „Hugsja“ nur oft genug hört, ganz sicher nach Norwegen führt.
Das Album erscheint beim norwegischen Label By Norse Music und ist ab dem 20. April erhältlich.