Lisa Schubert – Vinsterwân

Drei Meter hoch und fast zwei Meter breit: Allein die Abmessungen von Lisa Schuberts Werk „Das Mädchen mit dem Tod“ beeindrucken. Aber auch die plastische Darstellung der nackten Schönheit, die ihren Kopf gefühlvoll dem Tod zuwendet, zieht den Betrachter in ihren Bann – und lässt Platz für eigene Interpretationen. Die Motive der Studentin der Theatermalerei sind voller morbider Ästhetik, aber ebenso erschütternder Tragik. Dramatische Ansichten, die berühren, nachdenklich stimmen oder Rätsel aufgeben. Kunst, meint Lisa, soll bis in Mark und Bein zu spüren sein. Langatmige Erklärungsversuche würden den Sinn der Ansichten zerstören.

Vinsterwân

mittelhochdeutsch: „vinster“ (=dunkel) + „wân“ (=Hoffnung)

Die Künstlerin, die unter dem Namen Vinsterwân bekannt ist, empfängt ihre Inspirationen an unterschiedlichsten Orten – bei einem Museumsbesuch oder einem Spaziergang durch den Wald beispielsweise. „Es kommt immer auf meine derzeitige Lebenslage an, verbunden mit meiner Stimmung und der Sensibilität für Details, die in der Welt geschehen und vielleicht nicht von jedem wahrgenommen werden.“ Die Beschäftigung mit verschiedenen Mythen und Sagen sowie die Lektüre vieler Bücher lösen ebenso kreative Impulse aus. Auch andere bildende Künstler inspirieren und sind gleichermaßen Vorbild: „Ich schätze sehr die Alten Meister. Durch deren Sinn für Ästhetik und Technik konnte ich mir selbst viel aneignen und studieren. In meinen Augen ist es der künstlerische Genius, der sie auszeichnet. Sie haben die Malerei bis zum höchsten Grad entwickelt.“ Ferner ist der Einfluss durch die Maler des Symbolismus – der Vereinigung von Licht, dem Erhabenen und Reinen, gepaart mit der Dunkelheit, der Sünde und dem Tod – in den Bildern von Lisa Schubert deutlich wiederzuerkennen.

Eines ihrer wohl beeindruckendsten Werke ist eine Huldigung des Malers Caspar David Friedrich. Mit der Maltechnik des 1840 verstorbenen Frühromantikers schuf Lisa Schubert das Bild „Klosterfriedhof im Schnee“ auf einer Fläche von imponierenden 3,20 mal 4,50 Meter neu. Jenes berühmte Gemälde, von dem lediglich noch eine Schwarz-Weiß-Fotografie existiert, wurde unglücklicherweise Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört.

Die neben dem Studium freischaffend tätige Künstlerin, die gerne Auftragsarbeiten für Bands übernimmt, fertigt nicht nur großflächige Werke an. Ihre kleineren Werke wissen gleichfalls zu faszinieren. Doch gerade in der Arbeit auf Leinwänden mit beträchtlichen Ausmaßen findet Lisa Schubert Erfüllung. Hierbei kommt ihr das Studium der Theatermalerei zugute, bei dem sie großformatig zu denken und die Malerei auf das Wesentliche zu reduzieren lernte. Wichtig sind ihr zudem das Experimentieren und das Spiel mit verschiedensten Techniken, ebenso wie die Verbindung von Handwerk und Kunst.

Um Bilder auf einer Fläche von mehreren Quadratmetern zu erschaffen, wird Nesselstoff mit Hilfe von Nägeln auf dem Boden fixiert. So hat die Malerin die Möglichkeit, sich frei auf dem Bild zu bewegen. Anhand eines Rasters wird anschließend eine Skizze mit Kohle eins zu eins auf den Stoff übertragen. Mit speziellen Pinseln – sogenannten Landschaftern – legt die Künstlerin zunächst Lasuren an. Ähnlich einem Aquarell. Nachfolgend wird die Farbe Stück für Stück verdichtet und ausgearbeitet. Aufgrund ihrer Haltbarkeit und Flexibilität arbeitet Lisa Schubert mit Stoffmalfarben oder selbst angerührten Leimfarben. Die so entstandenen Bilder werden u. a. im Theater oder auf Konzertbühnen als Hintergrundbilder verwendet. Durch UV-Farbe kann ein besonderer Effekt erzielt werden, wodurch diese Werke bei guter Beleuchtungstechnik besonders gut zur Geltung kommen.

„Alle Geburt ist Geburt aus Dunkel ans Licht; das Samenkorn muss in die Erde versenkt werden und in der Finsternis sterben, damit die schönere Lichtgestalt sich erhebe und am Sonnenstrahl sich entfalte.“ Die einst von Philosoph Friedrich Schelling verfassten und von Lisa Schubert zitierten Worte stehen perfekt für den künstlerischen Schöpfungsprozess. Die Malerin begibt sich in die Dunkelheit, in der sich Phantasien entwickeln, denen sie mit Farbe und Pinsel in beeindruckender Art und Weise Realität verleiht.

Künstler-Vita
1986 in Elsterwerda geboren
2006-2008 künstlerische Praktika
seit 2007 in Dresden beheimatet
2009-2012 Studium der Gemälderestaurierung an der HfBK Dresden
seit 2012 Studium der Theatermalerei an der HfBK Dresden, voraussichtlich 2016 Abschluss als Diplom-Theatermalerin

Ausstellungen
2006 „Hans-Nadler Galerie“ in Elsterwerda
2007 „Galerie unter den Linden“ in Großräschen
2012 „Stadtteilhaus“ in Dresden
2014 „Helheim“ in Leipzig
2014 Schloss Großkmehlen
2015 „Wave Gotik Treffen“ in Leipzig
2015 Tag des offenen Denkmals in Schloss Großkmehlen

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2 Kommentare

  1. Da mein Kommentar „Ausgezeichnet“ allein da steht, muß ich doch noch etwas hinzu fügen, damit es nicht so aussieht, als wüßte ich sonst nichts zu sagen. Aber es sollte auch meine Sprachlosigkeit bei der Betrachtung ihrer Bilder demonstrieren. Allein in der Größe ihrer Bilder zeigt sich ihr hervorragendes handwerkliches Können und in den Themen ihre Liebe zur Klassik eben so wie zur mystischen Tiefe menschlichen Lebens. Ich wünsche Lisa Schubert, daß ihr die Themen nie ausgehen, daß sie beste Inspirationen erhält und daß man ihre Bilder weithin zu schätzen weiß. Dr.Lothar Markus

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