„Megaherz“ können auf 17 Jahre Bandgeschichte mit Höhen und Tiefen zurückblicken. Sechs reguläre Alben, ein Best-Of-Album, zahlreiche Auftritte im In- und Ausland, aber ebenso diverse Besetzungswechsel, welche auch den Fortbestand der Gruppe bedrohten, prägen diese Laufbahn. Mit dem zweiten Album „Kopfschuss“ ließ die Münchener Band 1998 aufhorchen. Der Durchbruch war geschafft. Vier Jahre später kam aber der große Rückschlag: Mitbegründer und charismatischer Frontmann Alexx Wesselsky verließ die Band und gründete „Eisbrecher“. Der angestrebte Neustart scheiterte: Mathias Elsholz, der neue Mann am Mikro, stieg nach der Veröffentlichung des fünften Studioalbums – kurz „5“ tituliert – und unmittelbar vor einer geplanten Tournee aus. Viele nahmen an, dass sich „Megaherz“ davon nicht erholen würden. Den in Moskau geplanten Auftritt wollte man aber nicht absagen. Kurzerhand sprang Lex alias Alexander Wohnhaas ein. Innerhalb von gerade einmal zwei Wochen musste das komplette Programm einstudiert werden. Was wohl die Wenigsten für möglich hielten: es gelang. Die russischen Fans waren begeistert. Der Ersatzmann wurde ohne Umstände fest engagiert. Der im letzten Jahr erschienen Best-Of-Scheibe „Totgesagte Leben Länger“ folgt mit „Loblieder“ nun ein Rückblick in nicht alltäglicher Form. Diverse Meilensteine der Bandgeschichte „erstrahlen“ auf zwei silbernen Scheiben in neuem Gewand. Verantwortlich für die vielfältigen Remixe zeichnen sich zahlreiche überaus namhafte Vertreter verschiedener Stilrichtungen zwischen Electro und Rock. Schon zu Beginn wird klar, dass diese den Songs von „Megaherz“ ihren ganz persönlichen Stempel aufgedrückt haben. Bei den ersten Klängen könnte man meinen, ein bisher unbekanntes Stück von „Die Krupps“ zu hören. Erst nach Einsatz des Gesangs ist eindeutig klar, dass es sich um einen „Megaherz“-Titel handelt. Aber auch andere Künstler wie beispielsweise „Mono Inc.“, „Staubkind“, „Letzte Instanz“ oder „Qntal“ setzen gekonnt und teils unüberhörbar ihre individuelle Duftmarke. Die zwei Säulen, welche „Megaherz“ ausmachen – Rock und Electro, werden mal mehr, mal weniger betont. Manch neuer Blickwinkel stellt die Gitarren in den Vordergrund. Oft wird aber mit zusätzlichen elektronischen Spielereien aufgewartet. Ungewöhnliche und unerwartete Ansätze sind auf „Loblieder“ ebenso zu finden. Von „Grendel“, die üblicherweise der harten elektronischen Musik frönen, hätte ich definitiv keinen Streichereinsatz erwartet. CD Nummer 1 schließen „Covenant“ mit einem „epochalen“ achtminütigen ins Sphärische gleitenden Remix ab. Als weniger gelungen kann man wohl die Entscheidung, zwei Staubkind-Remixe des selben Stücks („5. März“ – orchestral und nur mit Piano) hintereinander zu platzieren, bezeichnen. Ebenso unglücklich ist die Reihenfolge der letzten beiden Remixe ausgefallen. Auch hier handelt es sich um zwei Bearbeitungen eines Songs. „Heuchler“ von „Heimataerde“ und „Steinkind“ beschließen das Doppelalbum. Nichts desto trotz fällt das Fazit durchaus positiv aus. Der eine oder andere Fan wird wohl die Originale bevorzugen. Andere hingegen können in den neuen Sichtweisen gewiss etwas Besonderes entdecken. Einen frischen Ansatz – mit anderen Augen gesehen.
Achtung! Wer „Megaherz“ bisher nicht kannte: Manche Texte brennen sich rasant ins Gehirn ein und verlassen dieses so schnell nicht mehr.
www.megaherz.de
www.myspace.com/megaherz
Tracklist:
CD1
1. Die Krupps – Ebenbild
2. Captive of Society – Mann von Welt
3. Suicide Commando – Gott sein
4. Funker Vogt – Heuchler
5. Agonoize – Dein Herz schlägt
6. Heimataerde – Miststück
7. Rotersand – L.. aventure
8. Heimataerde – Schau in mein Herz
9. Grendel – Miststück
10. Sara Noxx – Beiss mich
11. Covenant – Fauler Zauber
CD2
1. Mono Inc – Herzblut
2. Seelenzorn – Teufel
3. Apron – Herzblut
4. Letzte Instanz – Alles nur Lüge
5. Qntal – Augenblick
6. Staubkind – 5. März (Orchester Version)
7. Staubkind – 5. März (Piano Version)
8. Christian Prommer – Das Tier
9. Heimataerde – Heuchler
10. Steinkind – Heuchler