„Haime“ ist nicht irgendeine EP irgendeiner Band, sondern die Fortsetzung des Schaffens der legendären Psychedelic-Folker von „Mila Mar“, mit der sie nahtlos an vergangene Zeiten anknüpfen.
Wir erinnern uns: Seit 1994 verbreiten „Mila Mar“ ihre sphärischen Klangfantasien. Einzuordnen ist ihre zeitlose Musik kaum, zumal Sängerin Anke Hachfeld eine Phantasiesprache nutzt. Mit den Jahren hat sich die Band eine treue Fangemeinde erspielt. Vereinzelt werden Vergleiche zu Größen wie „Dead Can Dance“, „Faun“ oder „Omnia“ gezogen, die irgendwie die Richtung der Musik andeuten, sie jedoch nicht beschreiben können. Mitte der 2000er-Jahre ist es still um die Band geworden, die Musiker widmeten sich anderen Projekten.
Doch dann, 2015, die Rückkehr. Bei dem Reunionkonzert beim Wave-Gotik-Treffen wirkten alle Bandmitglieder noch ziemlich nervös, nicht alles gelang reibungslos unter den schwierigen Bedingungen auf der Bühne im Heidnischen Dorf. Aber „Mila Mar“ gaben nicht auf, spielten Konzert um Konzert und waren zu Recht wieder in aller Munde.
Mitte 2018 erschien die neue EP. Fünf Stücke sind darauf, insgesamt gibt es rund 24 Minuten Spielzeit. „Fliedermoos“ beginnt mit traumgleichen Einflüsterungen, sphärischen Trommeln und hallenden Klängen. Nach noch nicht mal zehn Sekunden ist klar: „Mila Mar“ sind wieder da! Dann Ankes eindrucksvoller Gesang, der spielerisch zwischen den Oktaven wechselt, untermalt von Synthie-Teppichen. „Mila Mar“ setzen genau dort an, wo sie vor vielen Jahren aufgehört haben. Das beweist auch das orientalisch gefärbte „Rose“, bei dem langsame Rhythmen das Sagen haben und das an entsprechende Stücke von „Dead Can Dance“ erinnert. Daran anschließend kommt „Asche“ ebenfalls nicht ohne Schlagzeug aus, wirkt mit zerbrechlichem Gesang, langsamen Streichern und seinen zarten Synthieklängen aber weitaus trauriger. Ein echtes Juwel!
Streicher begegnen dem Hörer ebenso beim titelgebenden „Haime“. Hier bauen die Synthies eine mystische Atmosphäre auf, bevor die Stimmung vom kraftvollen Gesang hinfort getragen wird. Eine afrikanische Djembe dominiert neben E-Piano-Klängen das letzte Lied, „Neptune“, in dem Anke ihre Sehnsucht gleichsam weit in die Natur hinauszurufen scheint, bevor die letzten Klaviertöne verhallen.
Das ganze Album besitzt nur ein einziges Manko: Es ist zu kurz. Hat man gerade begonnen, sich in den liebevoll aufgebauten, düster-orientalischen Klangkosmos zu verlieben, verklingen bereits die letzten Töne und lassen die Hörer sehnsüchtig zurück.
Auch 2019 stehen „Mila Mar“ für ihre ganz eigene Klangwelt, die oft mehr einem Soundtrack gleicht. So muss Musik klingen – oder, um es mit der Band zu sagen: „Wir wollen unser Herz weit aufmachen, denn unsere Musik soll größer werden als all das platte Leben.“
» Mila Mar