Torsten Rasch – Mein Herz brennt, Liederzyklus nach Texten von Rammstein

Manchmal treffen zwei Welten aufeinander. Das Ergebnis kann durchaus überraschend sein.

Die Gruppe Rammstein trägt einen Namen, der in Deutschland von vielen Nicht-Fans mit einigem Misstrauen bedacht wird. In vielen anderen Ländern aber, beispielsweise in den USA, erobert diese Band ein breites Publikum und die Alben gehen weg, wie „warme Semmeln“. Wer diese Band nur einmal gehört hat, kennt die etwas harte, herausfordernde Musik und die verschlüsselten, für vielschichtige Interpretationen freien Texte. Die martialischen Bühnenshows unterstreichen die Mehrdeutigkeit ihrer Präsentation.

Das also ist Rammstein. Man findet ihre CDs im Regal „Independent“ oder auch „Deutsch-Rock“, „Alternative“ halt.

Und in welchem Regal würden Sie eine CD suchen, gespielt von den Dresdner Sinfonikern? Kennen Sie Torsten Rasch – einen Zögling des Dresdner Kreuzchors? Sagt Ihnen der Name Katharina Thalbach etwas? Diese unwahrscheinlich vielseitige Schauspielerin und auch Regisseurin, „Sonnenallee“ und „Blechtrommel“ beispielsweise. Führen wir diese zwei scheinbar gegensätzliche Elemente zusammen: nein, keine Katastrophe. Sondern ein erstaunliches musikalisches Kunstwerk ist entstanden. Ein Liederzyklus im klassischen Sinn umgesetzt in die Musik ähnlich der des 20. Jahrhunderts, bei der man durchaus an Mahler denken darf. Große Musik stürzt sich in einem verzehrenden Malstrom aus Klängen auf den Adressaten und reisst ihn mit zu individuellen Empfindungswelten.

Wer Rammstein kennt, den werden die Texte in gänsehautmachender Weise ganz neu ansprechen. Eingebettet in emotionale Klangwelten aus schmerzlicher Leidenschaft und anrührenden, verhaltenen Nachdenklichkeiten, durchdringen sie den Zu-Hörenden. Die Rammsteinbombastik wird durch Streich- und Blasinstrumente in eine orchestrale und wirklich unerhörte Dimension umgesetzt. Das ist wohl auch Rammstein … wer hätte das gedacht?

‚Mein Herz brennt‘ – ein Lied unter Gleichen. Ein Text unter Gleichen … deren eindringliche Schilderung unsere ureigenen Ängste und Bedürfnisse assozieren. Eine Illustration des alltäglichen lebendigen Menschen-Seins.

Liebhabern der modernen Klassik wird der Genuss dringendst empfohlen! Musik in faszinierender Struktur und die Texte unvoreingenommen verinnerlicht garantieren, dass auch ihr Herz brennt.

Den Insidern unter Ihnen möchte ich noch etwas zu den Akteuren erzählen: vor sechs Jahren fanden sich die Dresdner Sinfoniker zusammen, um ausschliesslich der zeitgenössischen Musik eine Klang-Ebene zu bieten (übrigens einzigartig auf der ganzen Welt). Die Sinfoniker, in ihrer Leidenschaft zur Musik verbunden, sind Mitglieder großer, bekannter deutscher und europäischer Orchester.

Torsten Rasch, Komponist… früher Mitglied des Dresdner Kreuzchores, Studium an der Musikhochschule Carl-Maria von Weber, in Japan für Film und Fernsehen gearbeitet. Produzent Sven Helbig (Schlagzeuger) entwarf den Liederzyklus „Mein Herz brennt“. René Pape, Bass-Bariton, auch ehemaliges Kreuzchor-Mitglied, Grammy-Gewinner, sang unter Daniel Barenboim und Sir Georg Solti und bei den Bayreuther Festspielen, an der „Met“ in New York. Katharina Thalbach, die „Kleene“, eine der vielseitigsten deutschen Schauspielerinnen. Bekannt durch viele Brecht-Bühnenrollen. Oder auch in Volker Schlöndorff´s „Die Blechtrommel“. Aktuell: „Sonnenallee“. Und sie inszenierte „Don Giovanni“ im Berliner E-Werk. John Carewe, Dirigent, liess sich ausbilden von Walther Goehr, Olivier Messiaen, Pierre Boulez. Gründete das „New Music Ensemble“ in London. Tonmeister Joel Iwataki verhilft Visionen zum Klang orchestraler Filmmusik. Man denke an „Friedhof der Kuscheltiere“, „Drugstore Cowboy“, „Alien III“, „The red Violin“ und „Frida“. Damit ergibt sich auch eine enge Zusammenarbeit mit den Komponisten John Corigliano und Elliot Goldenthal.

Ach ja, eine Episode am Rande … Elektronik-Markt, mit unzähligen riesigen Filialen in Deutschland … Regale mit CD´s, an denen man im wahrsten Sinne des Wortes „entlang wandert“… „ach bitte, wo finde ich ‚Mein Herz brennt‘?“ „ … ja also, hier … stand sie mal … sicher in dieser Abteilung … hm, auch nicht …Klassik? Nö… ????“ – der Fachkraft schrieb sich ein Gemisch aus Verlegenheit und Verzweiflung ins Gesicht. … oh doch, sie wurde noch gefunden! Bezeichnenderweise unter „Neuheiten“. Eine Neuheit – ohne jeden Zweifel.

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