22. bis 24. September 2006
ROSSLAU, WASSERBURGDie Burgnächte 2006 – Roßlau im Herbst. In einem wunderbaren Herbst. Hier scheint der Veranstalter einen direkten Draht zu Petrus zu haben. Schon die erste Auflage im Jahr 2005 war von strahlendem Sonnenschein geprägt und auch die zweite Auflage der Burgnächte auf der Wasserburg Roßlau konnten die Besucher unter einem tiefblauen Himmel bzw. in den späten Abendstunden unter einem herrlichen Sternenzelt genießen.
Solcherart waren die Burgnächte ein ausgezeichneter und krönender Abschluss des zurückliegenden Festivalsommers. Natürlich nicht nur wegen des schönen Wetters, sondern weil wir in dieser romatischen Location gute und mitreißende Bands, Ausstellungen, Lesungen geniessen konnten.
Festivalherz was begehrst Du mehr?
Als sich die Tore am späten Freitag-Nachmittag öffneten, hielt sich der Andrang noch in Grenzen. Und die ersten Bands, welche den Weg auf die Bühne neben der Burg gefunden haben, hatten es traditionell nicht leicht, trotz-dem gaben sie alles. Erst nachdem die Dunkelheit einsetzte und die namhafteren Bands – Scream Silence, The Dreamside und Clan Of Xymox – loslegten, füllten sich die Bänke und Fläche vor der Bühne zusehends.
Wem die großen Festivals zu unübersichtlich sind, wer auf ein gutes Ambiente Wert legt, wer kurze Wege bevorzugt und sich frei von Überschneidungs-Hektik auf eine Bühne konzentrieren möchte, der war bei den Burgnächten vollkommen richtig. Klein aber fein. Gut organisiert und mit einem netten Rahmenprogramm ausgestattet, wurden die Gäste gut unterhalten.
Zwischen den einzelnen Auftritten der Bands wurden Kurzfilme gezeigt. U.a. trieb der schwarzen Humor eines Christin Von Aster einem die Lachtränen in die Augen „… ich heisse Klaus und bin Terrorist …“ – Wissenswertes über die Auftragslage und besondere Arbeitsbedingungen… Eine schöne, zweckmässige und kurzweilige Einrichtung.
Darüber hinaus standen zwei Ausstellungen auf dem Programm: Jörg Gründler zeigte Lightbrush-Fotografien und INCESTUM abstrakte Skulpturen – die Festivalgäste nahmen auch dieses Angebot mit deutlichem Interesse an.
In einem kleinen Gewölbe im Burginnenhof konnte man bei einem Schoppen Wein oder einer Tasse Kaffee verschnaufen. Natürlich darf man amüsante wie nachdenkliche Lesungen von DiRot, Hauke von Grimm und Kaaya Hoyda nicht vergessen. Hauke von Grimm empfahl mit souveräner Ironie die „Höllenbibel“ mit nützlichen Erklärungen. Wie beispielsweise die Bedeutung von „Der Herr ist mein Hirte …“ – was macht ein Hirte mit seinen Schafen? erst schert er sie und dann werden sie geschlachtet. Aha. Ein wirklich gutes Angebot. Vor der Burg… ein sehr kleiner und beschaulicher Mittelaltermarkt. Und hier sah man doch enttäuschte Blicke der Gäste, die wohl etwas mehr Angebot erwarteten.
Ach ja, sorry, fast vergessen *lach* – Bands waren ja auch da. Ja wenn nenne ich da? Auf der Website kann man das Programm nachlesen. Jedenfalls haben sich mir Bands präsentiert, deren Namen ich zwar kenne, aber noch niemals gehört hatte. Und ich hatte echt viel Freude, gute Unterhaltung und sehr angenehme Überraschungen. Elektro-Kram und Handgemachtes. Die richtige Mischung, so dass für Jeden etwas dabei war. Highlights: The Invincible Spirit und Inkubus Sukkubus. Inkubus Sukkubus mit einer vor Temperament sprühenden Sängerin. Mit sichtbaren Spass und im totalem Einklang mit der Band bot sie uns eine bravouröse Darbietung. Eine orientalisch angehauchte Feuershow – bestaunt von einem dichten Kreis Schwarzgewandeter. Und für viele Besucher der gute Abschluss am Samstagabend mit Zeraphine.
Am Freitag- und Samstagabend gab es nach den Konzerten auf der so genannten Hauptbühne im Burginnenhof noch jeweils eine Akustik-Darbietungen. Anschließend legten DJs in der Scheune und im Burgcafé auf.
Diese Vielseitigkeit in fast familiärer Atmosphäre ist ein glänzender Edelstein am Festival-Himmel. Ich wünsche mir, dass er ebenso strahlend nächstes Jahr wieder erscheint. Den Machern Dank und Glückwunsch.
Wir freuen uns auf die Burgnächte 2007.