Erik Johansson – Phantastische Welten

Dreamwalking
Dreamwalking

In Südschweden auf einer Farm aufgewachsen wurde Erik Johanssons Kindheit und Jugend von der Natur geprägt. Dieser Einfluss findet sich unverkennbar in seinen Werken wieder. Sehr früh stellte er sich der Herausforderung, ein leeres Blatt Papier mit einer Zeichnung zu füllen und so seine Gefühle ohne Einschränkungen zu visualisieren. Im Gegensatz dazu vermochten es die Fotografien, die er ab dem 15. Lebensjahr anfertigte, nicht, seine Vorstellungen auszudrücken. So entdeckte Erik Johansson die Möglichkeiten der digitalen Nachbearbeitung.

„Ich spielte mit den Fotos am Computer herum, wo man etwas so verändern kann, das man nicht mit der Kamera erfassen kann. Das waren meistens sehr grundlegende Änderungen: Farben tauschen oder das Abbild meiner kleinen Schwestern auf ein Hausdach setzen. So begann mein Interesse an der Fotomanipulation. Ich lernte es, indem ich es einfach versuchte, aber es wurde erst Jahre später ein Beruf.“

Zunächst baute Erik Johannsson jedoch auf seine guten Kenntnisse in der Mathematik und den naturwissenschaftlichen Bereichen auf und absolvierte in Göteborg ein Studium (Computer Engineering). Eine leistungsstärkere Digitalkamera, neu gewonnene Kenntnisse und Photoshop weckten erneut das Interesse an der digitalen Fotomanipulation.

„Ich hatte eine Menge Ideen, die ich zum Leben erwecken wollte. Und ich arbeitete viel an Problemlösungen, um Bilder so realistisch wie möglich aussehen zu lassen.“

Schnell folgten Aufträge von Werbeagenturen, die er freiberuflich noch während des Studiums erledigte.

„Als ich mein Studium mit einem Master in Interaction Design beendete, wollte ich lieber den Fotopfad ausprobieren. Zumindest für eine Weile, um zu sehen, wie es läuft.“

Fünf Jahre Göteborg waren genug und es lockte der östliche Teil Schwedens und die Stadt Norrköping. Neue Freunde, neue Inspiration. Nach Arbeiten für ortsansässige Werbeagenturen wollte Erik Johansson auch international Aufträge finden. 2012 siedelte er nach Berlin um. Der Kontrast zwischen den unterschiedlichen Lebensmittelpunkten war riesig, doch ebenso inspirierend. Nach fast vier Jahre trieb es ihn weiter nach Prag. „Ich bin noch neu in der Stadt und aufgeregt, was es bringen wird.“

Heute ist Erik Johansson hauptberuflich Fotograf. Namhafte Auftraggeber wie Volvo, Toyota, Google, Adobe, Microsoft und National Geographic ermöglichen ihm seine persönlichen Projekte weiter zu betreiben: Ungewöhnliche Aktionen wie Street Retouch Prank, wobei ahnungslose Menschen heimlich abgelichtet werden, um sie direkt vor Ort in Bilder auf digitalen Plakatwänden zu montieren und so zu überraschen bzw. zu verblüffen, oder anamorphe Illusionen, bei denen durch ein verzerrtes Bild beispielsweise ein dreidimensionaler Effekt erzielt wird.

Doch uns interessieren besonders die traumhaften Bilder, die deutlich von der Natur Schwedens inspiriert sind. „Ich denke, dass mein Aufwachsen in der schwedischen Landschaft einen großen Einfluss auf meinen visuellen Stil hatte. Viele der Umgebungen auf meinen Fotos sind in der Nähe von Orten entstanden, die ich kenne. Um das Haus meiner Eltern mit weiten Landschaften und kleinen roten Häusern herum. Inspiration ist überall.“ Hinzu kommt das Handwerkzeugs, um außergewöhnliche Bilder zu erschaffen. Bilder, die nur durch die eigene Phantasie begrenzt sind und bei deren Betrachtung man sich selbst zwischen Realität und Traum sieht.

Zwei Türen, sich gegenüberstehend. Warmes Licht fällt heraus. Ein Mann geht von hier nach da. Doch hinter den Türen ist: nichts. Keine Wände, kein Haus, nur dunkle Landschaft. Die Interpretation dieses scheinbar sinnlosen Wechsels von einer Tür zur anderen bleibt der eigenen Phantasie überlassen.

Auf einem weiten Feld ein großes Haus. Auf Kettenrädern fahrend. Eine Metapher für das Ausbreiten der Städte, die das Land langsam aber stetig verschlucken?

Eine freundliche Landschaft auf einem Hochplateau mit weitem Himmel und kleinen Wolken. Frei schwebend eine Insel mit Bäumen. Wie vom Land herausgerissen und in die Luft geworfen. Seltsame Assoziationen.

Ein stiller See gebettet zwischen Wäldern. Ein Mann mit einem Paddel steht halb in einem Boot am Ufer, an dem sich das Wasser in Spiegelscherben auflöst. „Ich dachte über diese Idee für eine ganze Weile nach. Ich dachte, es wäre interessant und schwierig, einen See wie einen Spiegel zu erschaffen. Ich wusste, dass ich echte Spiegel benötige, um die Wirkung des Sees so realistisch wie möglich zu schaffen. Anfang 2015 fand ich eine alte Turnhalle, die ihre alten Spiegel verkaufte. Ich entschied, dass es Zeit war, diese Idee zu beginnen. So kaufte ich vier 220×160-cm-Spiegel und ließ sie von einem professionellen Glasschneider in unterschiedlich geformte Dreiecke schneiden. Im vergangenen Sommer brachte ich die Spiegel, ein Boot und das Modell zu einer Steingrube.“ Eine aufwendige Arbeit, die sich aber gelohnt hat. Ist die Wirkung doch überaus faszinierend. Die Symbiose aus Spiegel und Wasser – zwei Elemente, die sich irgendwie ähnlich sind – stimmt nachdenklich…

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2 Kommentare

  1. says: Shan Dark

    Wirklich tolle Ideen und starke Fotomontagen aus schönen Bildern. Ein ständiges Spiel mit Illusionen. Manchmal fühlte ich mich sehr an M.C. Escher erinnert, sicher ist einiges in der Tradition seiner Werke entstanden und wird hier auf moderne Art fortgeführt.

    Danke für die Vorstellung dieses Künstlers.

  2. Bei der Betrachtung einiger Fotomontagen musste ich auch unweigerlich an Escher denken. Sicher waren Eschers Werke bei dem einen oder anderen Bild eine sehr große Inspirationsquelle. Bei der Escher-Ausstellung im Max Ernst Museum (http://t-arts.com/m-c-escher/) gab es ja auch einige moderne Ausführungen. Diese haben mich aber bei weiten nicht so angesprochen wie die Arbeiten von Erik Johansson.

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