Hanna-Linn Hava – Schneewittchens Geister

„Ein erfrischend modernes Märchen mit einem ordentlichen Schuss Irrsinn.“ So hat der Verlag dieser Geschichte sein Etikett aufgedrückt. Und ja, es ist ein Märchen. Aber dieses Märchen spielt nicht in einer weit zurückliegenden Zeit. Und es beginnt auch nicht mit „Es war einmal…“.

Wir befinden uns im Handy-Zeitalter und die Protagonistin ist etwas durchgeknallt, mag viel Kajal aber keine kreischend bunten Farben. Das ist nun eigentlich nichts märchenhaftes, sondern eher normal. Doch sie – Ernestine – sieht etwas, was eigentlich nicht existiert. Diesem versucht sie durch freiwillige Aufenthalte in der Irrenanstalt zu entkommen. Die Geschichte beginnt ihren turbulenten Verlauf, als die junge, blasse, schwarzhaarige Frau nach einer erneuten Entlassung aus der Psychiatrischen Klinik vor ihrem Häuschen sieben kleine Geister – ehemals Kinder und lange tot – trifft und sie aufnimmt. Ab da überschlagen sich die Ereignisse. Verzwickte Familienverhältnisse, seltsame Personen, ein noch seltsamerer Hund, ein schlafendes Ungeheuer – alles gerät in einen Strudel im Kampf des Bösen gegen das Gute – und umgekehrt. Das Böse ist sehr, sehr böse und brutal. Das Gute erscheint eher hilflos. Viele Details sind eingebaut, die irgendwie zum Schmunzeln anregen. Viele Dialoge, die einen knapp und geschliffen, die anderen eher konfus, führen durch die Handlung. Dadurch werden die Figuren der handelnden Personen plastisch gezeichnet. Man sieht sie beim Lesen vor sich. Die Spannung hält sich bis zum Schluss: was wird gelingen? Lässt sich die abzeichnende Katastrophe verhindern? Wie?

Wenn auch in dem klassischen Märchen von Schneewittchen ein Auftragsmörder und die mörderische Majestät eine große Rolle spielen, so schildert „Schneewittchens Geister“ diese Aufgaben wesentlich brutaler. Also: nichts für Kinder. Aber für Erwachsene, für die der Alltag längst jede Horrorfantasie überholt hat, ist das Eintauchen in diese Schneewittchen- Welt eine spannende Unterhaltung. Das Buch mag man nicht so einfach aus der Hand legen. Zu verschlungen sind die Handlungen und der Ausgang der Geschichte nicht zu ahnen. Flüssig geschrieben ist man vom ersten Satz an mitten drin. Eine Geschichte voller sprühender Phantasie und verrückten Einfällen. Spannend erzählt ist das Lesevergnügen garantiert.

Hier noch der Klappentext:

„So haben Sie Schneewittchen noch nie erlebt!

Schneewittchen heißt eigentlich Ernestine Nordmoor. Und sie mag Totenköpfe. Sie raucht, ist depressiv und eine Hypochonderin. Weil sie außerdem noch Geister sieht, ist sie in der Psychiatrie ein Dauergast. Ansonsten lebt sie mit Cerberus, ihrem Hund… (besser: ihrem HUND) in einem Haus, das sie aus Versehen geerbt hat. Als sie eines Tages auf einen sehr verdächtigen Prinzen trifft, ist plötzlich nichts mehr wie zuvor. Ernestine muss um ihr Leben fürchten, denn plötzlich ist nicht nur eine böse Hexe und ein Auftragsmörder hinter ihr her, sondern auch gleich der Leibhaftige…

Hanna-Linn Hava spinnt das Grimmsche Garn frech weiter zu einem furiosen Spektakel, in dem sich Dornröschen, Rotkäppchen und Schneewittchen auf sehr unkonventionelle Weise die Klinke in die Hand geben und sich mit Geistern, Lindwürmern und allerlei wenig zimperlichen Gestalten herumschlagen müssen. Mitunter tragische Fantasy, sehr spannend, höchst amüsant und definitiv für Erwachsene. Ein Märchen, das man Kindern auch nicht vorlesen sollte, jedenfalls nicht vor dem Einschlafen. Einmal mehr mit einem wundervollen Cover von Holger Much.“

Buch, Softcover, ca. 330 S., 20,6 x13,5
print ISBN: 978-3-943876-75-8
epub ISBN: 978-3-943876-37-6

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