IAMX – Alive in new light

IAMX - Alive in new light

Der Titel des Anfang Februar erscheinenden Albums von „IAMX“ hätte wohl nicht trefflicher gewählt werden können. Hatte Chris Corner – kreative Kopf hinter „IAMX“ – doch mit Depressionen zu kämpfen, die er nun mehr und mehr überwunden hat. „Alive in new light“ stellt eine Reinigung dar. Qualvoll und erlösend zugleich. Der musikalische Schaffensprozess diente als Ventil, um sich von den inneren Dämonen, die ihn plagten, zu befreien. Entsprechend theatralisch mutet der inbrünstig vorgetragene titelgebende Song an. Auferstanden wie Phoenix aus der Asche.

Chris Corner beherrscht allerdings nicht nur die großen Gesten, sondern hat ebenso das Bedürfnis, dass sich der Zuhörer „in rhythmischen und heidnischen, ursprünglichen Elementen verliert“. Und so spürt man bei so manchem Stück viel Leidenschaft und Dynamik, welche sich besonders auf der Tanzfläche und vor allen Dingen auf der Bühne komplett entfalten dürfte. Exemplarisch hierfür sei das sehr schmissige „Body Politics“ genannt, dessen Rhythmik und Melodie den Körper fast unausweichlich zucken lässt. Im Gegensatz dazu nimmt „Exit“ nur langsam Fahrt auf. Der anfangs monotone, stakkatoartige Rhythmus wirkt ungewöhnlich und ist sicherlich nicht jedermanns Sache, doch gibt man dem Stück etwas Zeit, besteht die Chance, die Sperrigkeit dieses Songs zu überwinden. Einfacher macht es dem Hörer „Mile Deep Hollow“, dem mittlerweile fünfzehnten Stück, das bereits in der ABC-Serie „How To Get Away With Murder“ zu hören war. Durch die „IAMX-typische“ Melancholie und Sehnsucht, die diesem Titel innewohnt, fällt es ein Stückweit leichter, Zugang zu finden. Charakteristisch und dadurch ein Bindeglied der einzelnen Songs ist der „androgyne“ und wohl ebenso unverwechselbare Gesang Chris Corners.

Losgelöst von den gesungenen Worten projiziert jedes Lied neue Bilder auf die Leinwand des geistigen Auges. „Big Man“ beispielsweise vermag es, eine düstere Zirkusatmosphäre voller bizarrer Leiermänner, skurrilen Clowns und seltsam anmutenden Artisten in den Kopf des Hörenden zu zaubern. Aus den neun bildschaffenden Stücken ragt „Stalker“ mit einer ganz eigenen märchenhaften Stimmung heraus und entführt mittels Streichern und tribalartiger Percussion in eine Welt aus Tausendundeiner Nacht. Der Wüstensand erscheint unendlich. Die Hitze lässt die Luft am Horizont flimmern. Und als vermeintliche Fata Morgana bewegen sich mit sinnlicher Ästhetik exotische Tänzerinnen zur Melodie. Ein in gewisser Weise zurückhaltender und ruhiger Song, dem jedoch ein besonderer Charme innewohnt und in dessen Mittelpunkt ein starkes Duett mit Gänsehautcharakter steht. Gastsängerin Kat von D. und Chris Corner ergänzen sich in vollkommener Harmonie.

„I will be your shadow
I will follow you
Never let you go”

Nach und nach „schmeicheln“ sich die Worte ins Gedächtnis und hallen dort eine ganze Weile nach. Zugegeben: Dem Mitwirken der Tattookünstlerin stand ich anfänglich skeptisch gegenüber. Aber Kat von D., die bei weiteren drei Stücken zu hören ist und von Chris Corner als Seelenverwandte beschrieben wird, stellt durchaus eine Bereicherung dar.

„Alive in new light“ – rhythmisch, groovend, theatralisch, hoffnungsvoll und leidenschaftlich. Einfach ein hörenswertes Album.

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