Klaus Märkert – Schlagt sie tot in den Wäldern

Klaus Märkert (Mitbegründer der legendären Dark-Wave-Diskothek Zwischenfall) widmet sich derzeit nach vielen unterschiedlichen Jobs und Aufgaben dem Schreiben. Geschichten und Biographisches. Letzteres lakonisch. Ersteres… nun ja, anders eben.

„Schlagt sie tot in den Wäldern“ – dieser Titel hört sich grauslich an? Keine Bange: grauslich ist es mitnichten. Es sind Geschichten, die eher absurd, skurril und surrealistisch erscheinen. „Schlagt sie tot in den Wäldern“ ist die namensgebende Geschichte in diesem Buch.

…Sehr geehrter Herr Märkert, was haben Sie eingeworfen? Ich möchte das auch haben…

Das Intro:
„Da ist nur noch dieser Flecken Licht in dir
Und du fragst dich,
Was du damit anfangen sollst.
Du sagst dir,
Dass dieser Flecken nur Verwirrung stiftet
Und darum ausgelöscht gehört,
Auf dass du eine Einheit bildest,
Nach außen und in dir,
Einheitlich dunkel.“

Nur die Vorbereitung auf alle folgenden Geschichten…

„Der Mann kommt herein, stolpert herein, sieht sich gehetzt um und das erste, was er sagt, ist: ‚Licht aus!‘ Die Stimme kommt jedoch nicht aus seinem Mund, sie kommt aus seiner Manteltasche.“ So beginnt die erste Geschichte „Dunkel in uns“. Was sich wie die Schilderung eines kranken bewaffneten Überfalls liest, endet völlig unerwartet. Also eigentlich endet sie gut. Aber eben irgendwie unpassend. Der Erzähler bleibt leer zurück. Und dann durchdenke ich den Text und finde unter der Oberfläche seltsame Gefühle. Die Erzählung erinnert an alltägliches Geschehen. Erwartungshaltung. Es ist wie Schokolade mit Chili. Passt nicht, ist gegensätzlich und bildet doch eine Gemeinsamkeit. Spannend und überraschend. Wie die Geschichte. Bangend und hoffend stelle ich mich dem Gewohnten. Mit verwirrtem Grinsen muss ich die Auflösung zur Kenntnis nehmen. Humor? Sarkasmus? Mein Kopf hatte schon ein vorgefertigtes Ende. Aber – alles anders.

In diesem Buch sind alle Erzählungen von einem provozierenden Auf-dem-Kopf-stellen festgefasster und festgefahrener Meinungen und Vorstellungen. Und dann sind die Geschichten auch noch irgendwie …lustig. Jedenfalls musste ich selbst bei absurd-schrecklichen Schilderungen kichern. Nachdenken ist bekanntlich schwieriger und setzt erst nach dem Schlusspunkt ein. Es ist die Sprache, die eine Leichtigkeit transportiert. Es gibt eigentlich keinerlei Dramatik. Auch nicht in gefährlichen Situationen. Hier trieft nichts vor Horror, obwohl einiges durchaus horrormäßig ist.

Beim Lesen schlittere ich hinein und bin mittendrin in diesen Momentaufnahmen. Es ist wie das Betreten einer dünnen Eisfläche. Trügerische Sicherheit. Nichts ist so, wie es scheint.

Ach so, die namensgebende Geschichte „Schlagt sie tot in den Wäldern“. Scheinbar geht es hier um Pilze, Symbiosen und Sammlern und Robin Hood. Doch finden sich letztendlich Worte wieder wie „Konzerne“, „Versicherungen“, „Banken“, „Springer“… Da wächst ein großes Fragezeichen? Gut so.

156 Seiten, Broschur
ISBN: 978-3-942090-30-8

»  Klaus Märkert

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