13. bis 14. August 2005
HILDESHEIM, FLUGPLATZDas M’era Luna Festival ist mittlerweile ein fester Termin im Open-Air-Kalender der Fans „schwarzer“ Musik. In den letzten Jahren wurde auf dem Flugplatzgelände in Hildesheim viel geschwitzt. Diesmal sollte es anders kommen. Viele Besucher machten während des Zeltaufbaus am Freitagabend schon Bekanntschaft mit dem kühlen Nass von oben.
Am ersten Festivaltag hatte der Wettergott aber erst einmal ein Einsehen. Kein einziger Tropfen fiel vom Himmel. Somit konnten die Fans vor der Open Air Bühne ungehindert feiern. Aber auch der Hangar mit der zweiten Bühne war hoch frequentiert. Für manchen Besucher noch zu nachtschlafender Zeit, kurz nach 11 Uhr, machten hier die Newcomer von Klimt 1918 den Anfang. Leider konnte man hier von einem Hörgenuss nicht annähernd sprechen. Die Soundtechniker schienen noch ziemlich im Tiefschlaf zu sein. Anders kann die extreme Lautstärke kaum erklärt werden. Wer es länger als 5 Minuten im Hangar ausgehalten hat, dürfte schon vorher einen Hörschaden gehabt haben oder resistent gegen Schmerz gewesen zu sein. Mit Verspätung starteten Qntal im Anschluss ihren Auftritt. Der Soundcheck hatte mehr Zeit in Anspruch genommen als ursprünglich angedacht. Die Lautstärke hatte man mittlerweile im Griff, der Sound selbst war aber doch eher katastrophal, was die Band selbst ärgerte und leid tat. Nun ja, die Soundprobleme im Hangar sind einfach schon fast Tradition. Diesmal hatten aber einige Bands damit wirklich sehr viel „Pech“. Draußen gab es aber ja auch noch die Hauptbühne, auf der mittlerweile In Mitra Medusa Inri, Osiris Taurus und Limbogott die Ausgeschlafenen begrüßten.
Für das leibliche Wohl sorgten zwischendurch zahlreiche Essens- und Getränkestände. Wer seinen Geldbeutel erleichtern wollte, dürfte auch kaum ein Problem damit gehabt haben. Kleidung, Schmuck, Tonträger und vieles mehr waren im Angebot.
Manch einer relaxte am Nachmittag auch auf dem Zeltplatz oder plünderte einen Supermarkt, um sich für die nächsten Stunden und den noch bevorstehenden Festivaltag einzudecken.
Meine persönlichen Tageshighlights standen noch bevor: Im Hangar spielten Combichrist einen mitreißenden Auftritt. Harte Beats und böser Gesang brachten die Beine in Bewegung. Die Massen absolut im Griff hatten dann VNV Nation. Hier gab es kein Halten mehr. Melodiös und rhythmisch erschloss sich die Musik der Iren sofort. Die Fans feierten ihre Helden. Sänger Ronan Harris war sichtlich gerührt aufgrund der Begeisterungsfähigkeit der zahlreichen Besucher.
Als Headliner stand anschließend die Legende Skinny Puppy auf der Main Stage. Nun ja, sie sind abgefahren. Sie sind außergewöhnlich. VNV Nation konnten sie an diesem Abend aber bei weitem nicht das Wasser reichen. Ein routinierter Auftritt, bei dem der Funke aber nicht so recht überspringen mochte.
Am Sonntag kam der Regen zurück. Und das nicht zu knapp. Der erfahrene Festivalgänger staffierte sich mit festem Schuhwerk, wasserundurchdringlicher Kleidung wie Lederjacke und -hose und Regenschirm aus. Ebenso wurden Müllsäcke einer anderen Funktion als Regenschutz zugeführt. Vor der Open Air Bühne bildete sich ein Meer aus Regenschirmen. Viele gaben aber trotz des eher mäßigen Sounds dem trockenen Hangar den Vortritt. Die Senkrechtstarter von Staubkind machten hier den Anfang. Danach wurde es mit Cephalgy, Kiew und Amduscia elektronisch, ehe Trisomie 21 wieder mehr die Gitarre sprechen ließ. Flesh Field vereinten dann beides zu einem packenden Mix. Gitarrenriffs standen elektronischen Beats und Melodien gegenüber, männlicher Gesang wechselte sich mit weiblichem ab. Apropos weiblich: Sängerin Wendy ließ zur Freude der männlichen Besucher die Hüften kreisen und so war es kein Wunder, dass sie auch im Hauptfokus der Fotografen stand.
Inzwischen schienen sich die Wolken auch vollkommen entleert zu haben und man konnte über das Gelände schlendern, ohne einen Guss von oben abzubekommen. Ein Spaß war dies aber wohl nur für betrunkene Morast-Fetischisten, hatte sich das Gelände doch zwischenzeitlich in eine tiefe Moorlandschaft verwandelt. Die Asphaltflächen waren dann auch viel beliebter, um den Klängen von Subway To Sally und Deine Lakaien zu lauschen. Den Abschluss bildete dann wie schon einen Tag vorher eine Kult-Band. Und wie man es von The Sisters Of Mercy gewohnt ist, sah man kaum etwas von ihnen. Der Nebelmaschine wurde kaum eine Verschnaufpause gegönnt. Seit 1993 ohne neue Platte begeisterten die Sisters mit alten Klassikern. Vielen ist das Ganze aber zu „routiniert“ geworden. Etwas mehr Leben und Seele hätte dem Auftritt sicherlich nicht geschadet. Die Songs haben aber nach wie vor Klasse und das wird sich auch nicht ändern.
Eine spontane Party vor einem Klamottenstand bildete dann einen würdigen und witzigen Abschluss des Wochenendes.