Keine leichte Aufgabe. In meinen Händen halte ich das Booklet der brandneuen CD von Merlons Lichter. Die zweite Silber-Scheibe nach dem Weggang von Frontfrau Antje und nach der Umbenennung der Merlons in Merlons Lichter rotiert im CD-Player. So ganz unvoreingenommen kann ich wohl nicht über dieses Werk schreiben; im Hinterkopf „spukt“ dabei sicher auch das viel zu wenig beachtete 1998er-Album „Sinnlicht“ – ein grandioses Stück Musikgeschichte.
Irritiert bin ich etwas von den wenig ästhetischen Fotoaufnahmen im Inneren des Booklets. Sollen diese Zungenspiele den Albumtitel „Lust“ visualisieren? Mir persönlich macht dies aber wenig Lust, somit konzentriere ich mich voll und ganz auf die Musik.
Das Schlagzeug treibt den ersten Song gleich mächtig voran und man kann sich schon ganz gut die tanzenden Menschen vor der Bühne bei einem Liveauftritt der Band vorstellen. Früher nannte man den eigenen Musikstil gerne Mystik Medival Crossover. Im ersten Drittel der Scheibe ist davon nicht viel zu hören. Drehleier und Flöten halten sich dezent im Hintergrund oder kommen erst gar nicht zum Einsatz. Andere mittelalterliche Instrumente sucht man vergebens. Die klassischen Rockinstrumente wie Gitarre und Bass sind Trumpf. Im Mittelteil hingegen brechen die mittelalterlichen Einflüsse voll durch, ohne dass das rockige Element vernachlässigt wird. Man fühlt sich schnell an die führenden Bands dieses Genre wie z.B. Schandmaul, In Extremo oder auch Fiddler´s Green erinnert. Die mittelalterlichen Gewänder streift man mit fortlaufender Spieldauer wieder ab und wendet sich anderen Stilrichtungen der modernen Musik wie u.a. auch schon mal dem melodischen PunkRock zu. Im Mittelgrund steht dabei immer der Gesang von P.G., welcher stellenweise weibliche Unterstützung erfährt. Mit deutschen Texten, die sich um Liebe, Leidenschaft und Sex drehen, setzen Merlons Lichter die konzeptionelle Thematik der Platte um. Erreichen konnten mich diese Texte bisher aber leider eher selten. Eingängig sind sie aber auf jeden Fall.
Ein zweites Sinnlicht ist es nicht geworden, aber das sollte es wohl auch nicht unbedingt werden. Schließlich hat diese Platte der Band damals nicht unbedingt allzu viel Glück gebracht. Beurteilt werden sollte „Lust“ erst nach mehrmaligem Hören. Erst dann spürt man, dass Merlons Lichter ihren Weg gehen; rockiger und eingängiger als noch zuletzt auf dem Vorgänger „Die wahre Mutter Gottes“. Insbesondere bei anstehenden Konzerten dürften die neusten Songs den ein oder anderen Hörer sicher zum Tanzen animieren.
Infos über die Band aus Franken gibt es unter der Adresse www.merlons.de