Metanoia-Tour: IAMX in Berlin

03. Dezember 2015

BERLIN, POSTBAHNHOF

Müsste ich diesen Abend mit einem lautmalerischen Wort beschreiben, käme mir ein ehrfürchtiges „Wow“ über die Lippen. Allerdings reichen diese drei Buchstaben kaum aus, um eine der Darbietung von „IAMX“ gerecht werdende Beschreibung zu geben. Und deshalb habe ich dann doch eine etwas größere Anzahl an Worten getippt.

Schon eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn war der Berliner Postbahnhof gut gefüllt. Die größten Fans hatten sich die zentralen Plätze vor der Bühne gesichert. Diese Schar enthusiastisch schreiender weiblicher Fans, die durch Glitzer an Haut, Haar und Kleidung zusätzlich auffiel, äußerte ihre Ungeduld durch Trommeln gegen die Bühne.

Doch es sollte noch eine knappe Stunde dauern, bevor auf den vier quadratischen Leinwänden bewegte Bilder erschienen, Jon Siren (Schlagzeug), Janine Gezang (Keyboard, Synthesizer, Bass und Gesang) und Sammi Doll (Synthesizer, Keyboard, Gesang) die Bühne betraten und sich während der ersten Klänge und dem Einsetzen der Melodie von „I come with knives“ die aufgestaute Anspannung in frenetischem, beinahe hysterischen Jubel entladen konnte.

Die beiden Damen sangen die bekannten Worte, ehe sich der einsetzende Rhythmus ganz tief in die Magengegend eingrub.

„Kinder und Sterne küssen und verlieren sich
Greifen leise meine Hand und führen mich
Die Traumgötter brachten mich in eine Landschaft
Schmetterlinge flatterten durch meine Seele
In der Mitternacht…“

Nun tauchte auch der Mann hinter „IAMX“, Chris Corner, aus dem Dunkel auf und die Begeisterung kannte fortan keine Grenzen. Ein mitreißender Klangsturm brach gewaltig los. Die teils neu arrangierten Stücke, welche zumeist druckvoller als die bekannten Studioversionen wirkten, ließen den Boden vibrieren. Hände reckten sich den Musikern entgegen und alles geriet in Bewegung. Die Menge wogte hin und her.

Gestenreich und mit einem Lächeln in den Mundwinkeln animierte Janine Gezang das Publikum – was jedoch gar nicht nötig war. Die ungeheure Energie der vier Musiker fand umgehend ihren Weg in die Menge. Ohne Bühnengraben war das Publikum auch hautnah dabei. Rosen wurden auf die Bühne gereicht. Und reichlich Glitzerstaub über Musiker und Umstehende verteilt. Zügellose Ausgelassenheit sowohl vor als auch auf der Bühne. Aber nicht nur Musiker und Gäste zeigten vollen Einsatz, auch der Roadie hatte mächtig zu tun. Der Bewegungsdrang der Musiker, die eine außerordentliche Bühnenpräsenz zeigten, erforderte wiederholtes Eingreifen. Chris ließ sich zwischenzeitlich auf den Händen der Menge tragen. Welch große Leidenschaft, welch grandiose Stimmung.

Als sich das Ende abzeichnete, wurde ein glitzerndes „Hoo-Girl“ auf die Bühne gehoben. Weitere Anwesende folgten bis jeder freie Platz auf der Bühne gefüllt schien und die Projektionsflächen bedenklich schwankten. Und wieder hatte der Roadie alle Hände voll zu tun, um Kabel zu richten, Mikrofonständer aufzustellen und Steckverbindungen zu überprüfen. Schließlich mussten „IAMX“ der lautstarken Forderung nach Zugaben nachkommen, ehe man die überaus glücklichen Konzertbesucher in die Berliner Nacht entlassen konnte.

Und noch Tage später hallen die Klänge dieses intensiven Konzerterlebnisses nach.

„I am terrified I think too much
I get emotional when I drink too much
I buy every cry because I don’t trust
I am terrified”

Fotos: Marcus Rietzsch


Quelle (Video): Youtube, Bloodflower73de

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