Der Inhalt dieses Buchs verblüffte mich. Frech gesagt: Wenn ein 5-Sterne-Koch ein Buch schreibt, bemüßigen sich viele Hobbyköche anhand der darin enthaltenen Rezepte in Windeseile ein perfektes Dinner hinlegen zu können. Und ich habe jetzt eine Anleitung zum Schreiben. Schlicht gesagt. So einfach ist es dann jedoch nicht. Aber man könnte sich an aufgezeigten Gerüsten entlanghangeln und eine Geschichte schreiben. Talent und Phantasie vorausgesetzt. Die perfekte Anleitung zum Schreiben beinhaltet zudem eine kleine Heldengeschichte. Beschrieben sind der Aufbau, die Dramatik, Einflüsse, unterschiedliche Personen und wechselnde Ereignishorizonte. Ich staunte nicht schlecht.
Das Thema wurde breit recherchiert und mit Hinweisen und Beispielen unterfüttert. Die kleine Heldengeschichte wird dementsprechend aufgebaut und erklärt. So leuchtet jeder Handlungsschritt sofort ein. Warum verhält sich der Protagonist so und nicht anders?
Beispiele für verschiedene verfilmte Heldengeschichten sind „Krieg der Sterne“, „Herr der Ringe“, „Die unendliche Geschichte“. Oder auch Helden der Geschichte: Thor, Zorro, Che Guevara, Odysseus, Siegfried.
Mit Blick auf Zeichnungen von M. C. Escher wird auf die unterschiedliche Wahrnehmung von Dingen, Bildern, Handlungen verwiesen. Jeder Betrachter sieht etwas anderes. Der Held entsteht individuell.
Diese Heldformel ist schon im Konstruktivismus hinterlegt. Der Schweitzer Psychologe Carl Gustav Jung benannte konsistente Ankerpunkte.
„Es handelt sich um klassische und nahezu universelle Konzepte. Die Tiefenpsychologie beschäftigt sich dabei mit den Faktoren Kindheit und Pubertät, Wandlung und Tod.“ (Zitat aus „Die Heldformel“)
„Der Held ist Protagonist der Geschichte. Er fungiert als Perspektivengeber. Durch seine Augen sehen, und mit seinem Herzen fühlen und erleben wir die Erzählung. Es sind seine Entwicklungsschritte, die in uns am Ende einer Lektüre ein wohliges Gefühl von Erfolg auslösen. Es sind seine Abenteuer, die uns begeistern und die dazu führen, dass wir vor lauter Spannung die Fernbedienung nicht weglegen können.“ (Zitat aus „Die Heldformel“)
So erfahre ich zum Schluss noch, dass die Heldenreise auch Grundlage in der Psychotherapie darstellt. Es wird dabei einem 5-Stufen-Modell nach Paul Rebillot gefolgt. Es geht darum, ein tieferes Verständnis für das Erleben der Patientenschaft zu entwickeln. Hierbei orientiert man sich an Formen des Theaters und der Gestalttherapie.
„We can be heroes, just for one day.“
(David Bowie)
Der Klappentext:
„Das Überleben im Schatten der Pyramide des unsterblichen Gottkaisers ist hart. Umso glücklicher ist der junge Pahlek, als er in der Arena Barnors eine magere Pantherkeule ergattert. Doch als ihm plötzlich der Mord an einem Senator angehängt wird, muss er sich entscheiden: Flieht er oder begibt er sich auf eine Reise, die ihn zum Helden machen könnte…
Sie merken: Das Abenteuer ruft! Doch wie schreibt man eigentlich eine spannende Geschichte? Gibt es ein Rezept, eine Heldformel? In diesem crossmedialen Leitfaden für Autoren vermischen sich Theorie, Inspiration und angewandte Praxis: Mike Krzywik-Groß schlüsselt zusammen mit sieben weiteren Phantastik-Autoren die extra für dieses Projekt verfasste Erzählung ‚Barnors Herz‘ auf und erklärt anschaulich die Prinzipien einer klassischen Heldenreise. Vertont wurden deren zwölf Stationen von Ralf Kurtsiefer. Der versierte Komponist steuerte einen cineastischen Soundtrack bei, der vielleicht auch Sie zu inspirieren vermag. Ein höchst unterhaltsames Praxishandbuch zur Heldenerschaffung.“
Ist „Die Heldformel“ ein Sachbuch? Eine Arbeitsanleitung? Oder ein Erkenntnisgewinn? Das soll jeder für sich entscheiden. Klug und sachlich geschrieben hat es mir gezeigt, wie viel mehr hinter einer Geschichte steckt. Es braucht Methoden, den Leser oder Zuschauer zu führen. Das war mir so nicht bewusst. Dieses Buch lässt mich mehr sehen als vorher.
Buch inkl. CD, Klappenbroschur, 120 Seiten/33 Minuten, 19 x 13,5 cm
ISBN: 978-3-95996-028-1
Edition Drachenfliege