Nytt Land – Odal

Die Kälte Sibiriens vermischt mit russischer Seele und nordischer Folklore – das klingt nach tiefer Düsternis, deren Vertonung sich „Nytt Land“ auf ihrem neuesten Album verschrieben haben. Und Easy Listening ist das wahrlich nicht, was der sibirische Frontmann Anatoly und seine Mitstreiter da zu Gehör bringen. Kein Wunder, dass das Werk vor allem in Blackmetalkreisen als Geheimtipp gilt.

Doch wer schwergängige Melodien interessant findet, darf „Odal“ (Ewigkeit, Vermächtnis) mehr als nur ein Ohr leihen. Auf dem Album gibt es neben echtem Rabengeschrei (das, wie alle Natursounds für die Platte tatsächlich direkt aus der Natur kommt und nicht aus der Konserve), schwermütiger Drehleier, Schlagzeug, diversen Flöten und Schellen den traditionellen sibirischen Obertongesang zu hören. Kargyraa heißt der im Original, und wer ihm schon einmal gelauscht hat, weiß, dass der Name lautmalerisch eigentlich nicht treffender sein könnte (zu Hören zum Beispiel im Song „The Heritage“). Das besondere Konzept von „Nytt Land“ basiert unter anderem auf diesem Gesang. Er wird unüblicherweise durch eine Sängerin (Natalia Pakhalenko, Anatolys Frau) vorgetragen. Für gewöhnlich ist diese Art des Obertongesangs aufgrund seiner Körperlichkeit eine reine Männerangelegenheit.

Das Ergebnis sind hörbar raue Weiten, fremde Schönheit und ganz viel Verzweiflung. Es geht „Nytt Land“ darum, den Soundtrack der nordischen Sagas neu zu schreiben. Und ja, das gelingt ihnen auf eindrückliche, neue, dunkle Weise.
Einzig „Hymn of Swargas“ als eine auch bei uns bekanntere Folkmelodie sticht ein wenig heraus. „Nytt Land“ interpretieren sie neu. Durch den ausnahmsweise hellen, klaren Gesang wirkt dieser Song nicht so düster wie der Rest des Albums.

Freunde von „Wardruna“, „Heilung“ oder „Forndom“ können „Odal“ sicher viel abgewinnen. Sie sollten aber mit dem Hineinhören vielleicht bis zum Herbst warten – es gibt Musik, die zu strahlendem Sonnenschein einfach nicht passt.

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