Thomas Manegold – Himmelsthor

Lyrik aus zwei Jahrtausenden

Für den Untertitel gibt es eine einfache Erklärung: Die Gedichte für das Buch „Himmelsthor“ entstanden sowohl vor als auch nach der Jahrtausendenwende. Ein Querschnitt durch Manegolds gesammeltes lyrisches Schaffen. Auch der Titel könnte zunächst etwas in die Irre führen. Meint man doch, es handle sich um ein Tor zum Himmel. Also viele schöne nette rührende Gedichte. Man schaue aber auf das Buchcover der zweiten Auflage. Es zeigt angeschnitten eine Windmühle und einen Thomas Manegold, welcher sich scheinbar zum Kampf dagegen anschickt. Ein Thor.

Die Gedichte in „Himmelsthor” sind nicht chronologisch aneinandergereiht. So bleibt es spannend beim Lesen und Nachempfinden. Wann wurde dies geschrieben, wann jenes? Welche Erfahrungen hatte Tom zu dieser Zeit? Und welche zu jener? Eine interessante grafische Gestaltung gibt der Aufmerksamkeit immer wieder einen neuen Anschub. Außerdem werden Regeln gebrochen, was Satzbau, Grammatik und optische Gestaltung betrifft. Aber „brave” und „ordentliche” Lyrik erwartet man auch nicht von Thomas Manegold.

„Himmelsthor” beginnt mit „Alpha” und endet mit „Omega” – also Anfang und Ende. Ein Schelm ist das wohl, der Tom.

„Alpha” erklärt anfänglich, was Lyrik ist. Da lässt man doch erst einmal den Mund offen stehen. Was hat er sich denn dabei gedacht?! Kein Problem. Wie Thomas Manegold seine Gedichte selbst kommentiert, findet man nämlich auch im Buch. Ganz hinten. Was steht dort zu „Alpha”? „Der Grund, weshalb es eigentlich keine Erklärungen für die Gedichte geben dürfte.” Richtig. Denn der Verfasser gebiert aus sich heraus Worte, die seine Gedanken und Gefühle darstellen. Der Leser wird jedes Gedicht so verstehen, wie seine eigenen Gedanken und Gefühle sind. Und wer ehrlich ist, wird feststellen müssen: Lyrik funktioniert ein wenig wie „Stille Post”. Es folgt also kein spitzfindiges Auseinandernehmen. Jeder setze sich selbst mit der „Himmelsthor”-Lyrik auseinander.
Was erwartet den – nunmehr hoffentlich schon begierig zappelnden – zukünftigen Leser? Thomas Manegold nutzt machtvolle Worte. Die Worte springen einen förmlich an. Und es sind nicht gerade Geschichten aus der Seifenoper, die hier inhaltsgebend sind. Es sind eher die dunklen Seiten, das vornehm zugedeckte Übel, die kreischende Blödheit der Gesellschaft, welche uns durch die Zeilen anglotzen. Diese Verse sind „parteiisch, politisch, spirituell, kritisch, radikal und wütend“. Tom setzt sich mit realen Welt auseinander und mit sich selbst. Selbstbesinnung und Rückbesinnung zugleich. Die Welt ist nicht schön. Nein, es gibt keine „heile“ Welt. Und es hat keinen Sinn, die Augen und Ohren zu verschließen.

An all jene, die noch nicht selbstzufrieden mit der Welt ins Reine gekommen sind: „Himmelsthor” kann sozusagen eine Manifestierung eigener unruhiger diffuser Gedanken sein und deshalb ist „Himmelsthor” sehr zu empfehlen.

Das Buch enthält neu in der 2. Auflage eine Bonus-CD mit Auszügen aus dem Lesungsprogramm Zungenspiel.

Zungenspiel CD

1. Jerusalem (HIT!)
2. Jubilat
3. Zungenspiel
4. Turm
5. Heimsuchung
6. Globalismus
7. Gorleben
8. Morgenland
9. Die Kinderkrippen

Alles fühlt sich ganz anders an, wenn ein Autor seine Geschichten selbst liest. Nur er weiß die Betonung richtig zu setzen und laut und leise seinen Gefühlen gemäss zu modulieren. Thomas hat eine sehr eindringliche Les-Art, wodurch die Texte – obwohl mit angreifender Aussage (man schaue sich hierzu die Titel der Geschichten an) – fast sanft und nebensächlich klingen.

Trotzdem ist „sanften” Gemütern weder Buch noch CD als Genuss anzuraten. Thomas Manegold spricht die Un-Zufriedenen, die Zweifler, die Un-Geraden und Un-Verbogenen an. Auf, auf Ihr Un-Angepassten, hier gibt es was für Euch!

Periplaneta – Verlag und Mediengruppe
www.periplaneta.com
Buch mit CD
ISBN: 978-3-940767-34-9

Thomas Manegold über sich:
„Thomas Manegold wurde 1968 im thüringischen Saalfeld geboren. Er lebt und arbeitet als freier Mediengestalter, Autor und Künstler überwiegend in Berlin. Er ist Gründer und war Chefredakteur der Zeitschrift und Community subKULTUR. Er ist Mitbegründer und Organisator der ‚Obscuren Nächte’ in der Szene-Hochburg Top Act Zapfendorf. Sein erster Lyrikband ‚Sonnentod’ ist 1999 erschienen. Die erste Auflage seines bekannten Pamphlets ‚Ich war ein Grufti’ erschien 2006, kurz darauf der Lyrikband ‚Himmelsthor’. Danach fand Thomas Manegold bei ‚Periplaneta’ eine feste Heimat als Autor und Produzent und veröffentlichte dort den Kurzgeschichtenband ‚Morbus Die’ und das Hörbuch ‚Rattenfänger’. Seitdem arbeitet er Tag und Nacht für den Verlag ‚Periplaneta’, das ‚Silbenstreif Studio’, die Lesebühne ‚Vision und Wahn’ und für die Idee einer neuen Künstler- und Denkergemeinschaft. Anlässlich der Lesereise ‚Zungenspiel’ wurden 2010 ‚Himmelsthor’ und ‚Rattenfänger’ in erweiterter und überarbeiteter Auflage als Bücher mit CD neu aufgelegt. Mehr Informationen gibt es im Weltnetz unter www.manegold.de “

www.manegold.de
www.myspace.com/manegold

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