Underground Catwalk

13. Juli 2006

BERLIN, U5

Stellen Sie sich vor: an einem Donnerstagabend auf einer Bahnsteig der U5 – Alexanderplatz. 20.30 Uhr und der Bahnsteig füllt sich zusehends mit nicht ganz alltäglich gekleideten Menschen. Was mag da los sein? Filmaufnahmen? Also Kameraleute unter anderem vom ZDF, rbb und sat1 sind schon mal da. Noch viel mehr – sehr viele professionelle Kameraleute versuchten, etwas Besonderes zu sehen und festzuhalten. Nein, natürlich keine Filmaufnahmen. „Nur“ ein ungewöhnlicher Auftritt soll über die Medien dem braven Bürger ins Wohnzimmer gebracht werden.

Die Bahnen fahren ein, Menschen steigen ein und aus, eilen hinfort. Verwundert auf die Wartenden schauend. Viel Gothic, viel Punk und dazwischen einer der „Zeremonienmeister“ – schmal und weiss. In einem Dienstraum auf dem Bahnsteig hinter nur spärlich mit Papier verhangenen Glasscheiben Gewusel und Geraschel. Kurz vor 21.00 Uhr – der Bahnsteig ist brechend voll. Das Sicherheitspersonal gibt ein Zeichen „dieser ist es“ und wir stürzen und drängen uns in den Zug – in diesen endlos langen durchgehenden Waggon. Dicht gedrängt und alle Sitzplätze gekapert, bei schlechter schwüler Luft, harren wir neugierig, gespannt auf die Stars dieses Events. Die Bahn der U5 fährt ab. Wir – so etwa in der Mitte des Zuges – bekommen erst einmal gar nichts mit. Denn die Show beginnt an der fernen Spitze des Zuges. Die nächste Station. Reguläre Fahrgäste steigen hinzu … recht irritiert. Weiter. Doch dann bricht sich durch Enge ein Typ mit einem Soundblaster den Weg und führt die Reihe der 13 Modelle an.

12 junge hübsche Damen und ein Herr auf dem längsten Laufsteg der Welt und dann noch im Untergrund – das ist schon mal sehr ungewöhnlich. Die dargebotenen Moden sind es allerdings auch. Verspielte Röckchen, Sexy Lack, gehobener Punk, romantische Prinzessin, aufregende Bikinis. Und auf den High Heels balancieren die Damen auf diesem doch sehr unberechenbar rüttelnden Laufsteg.

Die sich damit präsentierenden Labels dürften nur den Insidern bekannt sein – doch wenn Interesse besteht, dann schauen Sie nach unter www.underground-catwalk.com – freche unangepasste fröhliche Mode.

Nach einigen Stationen raus und mit einem anderen Zug zurück zum Alex. Die noch nicht aufgetretenen Modelle durchschreiten schwankend die Menge. Und schon ist es vorbei. „Alexanderplatz, alles aussteigen, dieser Zug endet hier!“

Dann eine Art Paparazzi-Jagd auf die Modelle über Treppen und durch die Gänge. Lächeln, posen, tänzeln…

Die Nacht über´n Alex bringt frische kühle Luft von einem Regenschauer gereinigt. Aufatmen! Und mit sehr augen-erfreulichen Bildern im Kopf geht es dann nach Haus – oder auch in den Sage-Club. Für ein solches Event brauchen alle Beteiligten ein ordentliches „Stehvermögen“ – doch der Einsatz lohnt sich. Nur einmal im Jahr findet sich die „Grosse Mode“ in Berlin ein und nur einmal im Jahr findet parallel dazu diese alternative Modenschau statt.

Kostet nix, nur ein Ticket, oder Monatskarte…

Mode kann Spass machen!

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